Sterben: Zwischen Tabu und Aufgabe

Nachricht 17. Dezember 2021

Dokumentation einer Vortragsreihe zum assistierten Suizid

Sterben: Zwischen Tabu und Aufgabe (Foto: HkD)

Das Bundesverfassungsgericht hat im Februar 2020 die bisherige Regelung zum assistierten Suizid, wie er in §217 des Strafgesetzbuches geregelt war, für verfassungswidrig erklärt. Eine neue Rechtsformulierung steht noch aus, das Urteil hat aber seitdem eine breite öf­fentliche Diskussion ausgelöst.

Im Gerichtsurteil wurde das Verbot der geschäftsmäßigen Suizidbeihilfe aufge­hoben und das Selbstbestim­mungsrecht im Blick auf das eigene Sterben in den Mittelpunkt gestellt. Wie beurteilen wir diese Selbstbestimmung, die ja bedeuten kann, dass ein Mensch nicht alle Möglichkeiten der Hochtechnologiemedizin und der palliativen Möglichkeiten ausschöpfen will? Die Versuchung liegt nahe, aus Gründen des Lebensschutzes jeden vorzeitigen Sterbewunsch abzulehnen. Aber wer an­dere Menschen im Sterben begleitet, weiß, dass die Annahme des Lebens als Geschenk auch an der Realität zerbrechen kann.

Zwischen der Akzeptanz des Wunsches nach begleitetem Sterben und einer Kultur des Lebensschutzes durch soziale Aufmerksamkeit und begleitende Fürsorge liegt eine Spannung, die sich nicht einfach auflösen lässt. Es bedarf bei der Suche nach einer begründeten Haltung eines sorgfältigen Wahrnehmens und Abwägens der Argumente. Das Haus kirchlicher Dienste mit dem Fach­bereich Erwachsene in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Gesundheitsethik hat diese Diskussion mit einer Veranstaltungsreihe im Frühjahr 2021 aufgegriffen und im vorliegenden Heft dokumentiert, jeweils gefördert durch die Hanns-Lilje-Stiftung.

In vier Kapiteln werden Fragen des Rechts, der Selbstbestimmung, der häuslichen Pflege und der Vorstellungen vom guten Sterben angesprochen. So erhalten Interessierte mit der Arbeitshilfe einen Überblick über die aktuelle Diskussion. Daneben gibt es eine umfangreiche Materialsammlung und Anregungen für Diskussionen und Themen­abende. Die vorliegende Dokumentation soll dazu beitragen, dass Menschen sich informiert an der Debatte beteiligen können und sie befähigen, sich eine eigene begründete Haltung anzueignen.

(Text: Henning Busse)

Bezug des Heftes über die Website des Hauses kirchlicher Dienste