Judenfeindlichkeit in der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach - Wie ist damit umzugehen?

Nachricht 19. März 2025
Hamelner Kantorei (Foto: Wilfred Gebauer)

Bach komponierte die großangelegte Passionsmusik 1724 für den Karfreitagsgottesdienst in seinem ersten Amtsjahr als Thomaskantor in Leipzig und führte sie danach noch mindestens drei weitere Male auf. In Hameln erklingt anlässlich des 300. Jahrestags ihrer Uraufführung die selten zu hörende zweite Fassung von 1725, für die Bach zahlreiche Änderungen vornahm.

In den vergangenen Jahrzehnten sind verstärkt antijudaistische Tendenzen im biblischen Johannesevangelium ins Blickfeld geraten, dessen Passionserzählung Bachs Johannes-Passion zugrunde liegt. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche, der Kirchenkreis Hameln-Pyrmont und die Hamelner Kantorei stellen sich entschieden jeder Form von Judenfeindlichkeit entgegen.

Unter den Stichworten Aufklärung – Diskurs – Durchbrechung thematisiert eine dreiteilige Veranstaltungsreihe in der Marktkirche den Antijudaismus im Johannesevangelium und im deutschen Protestantismus, der auch in der Johannes-Passion zum Ausdruck kommt. Im Mittelpunkt steht die Suche nach Antworten auf die Frage, wie heute ein angemessener Umgang mit diesem Erbe aussehen kann:

Am 26. März um 19 Uhr hält Superintendent Dr. Stephan Vasel einen Vortrag mit dem Titel „‚Die‘ Juden im Johannesevangelium, in Bachs Johannes-Passion und die Frage: Was machen wir heute damit?“. Am 1. April um 19 Uhr findet eine Podiumsdiskussion mit Benjamin Dippel (Landeskirchenmusikdirektor der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers), Wolfgang Haendeler (Direktor des Theaters Hameln), Dr. Ulrike Offenberg (Rabbinerin der Jüdischen Gemeinde Hameln e. V.), Dr. Adelheid Ruck-Schröder (Regionalbischöfin für den Sprengel Hildesheim-Göttingen der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers) und Prof. Dr. Gerhard Wegner (Antisemitismusbeauftragter des Landes Niedersachsen) statt. Die Moderation hat Prof. Dr. Christoph Dahling-Sander (Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung); Eintritt frei.

Die Aufführungen

der Johannes-Passion am 5. April um 18 Uhr und am 6. April um 17 Uhr werden etwa 135 Minuten dauern (mit kurzer Pause). Gemeinsam mit der Hamelner Kantorei musizieren namhafte Solisten sowie das Ensemble Antico (auf historischen Instrumenten) um die aus Hameln stammende Konzertmeisterin Annika Schmidt. Die Leitung hat Kirchenkreiskantor Stefan Vanselow. An drei Stellen wird der Fluss der Aufführung durch Zwischenrufe von Superintendent Dr. Stephan Vasel unterbrochen, in denen Passagen, die aus heutiger Sicht problematisch sind, eingeordnet und kommentiert werden.

Karten für die Konzerte zum Preis von 36 bis 10 € (ermäßigt: 5 € weniger) zuzüglich Vorverkaufsgebühr sind ab sofort erhältlich im Dewezet Ticketshop (Osterstraße 16), bei Mitgliedern der Hamelner Kantorei oder online unter www.hamelner-kantorei.de/karten. Personen unter 18 Jahren haben freien Eintritt. Der Eintritt zum Einführungsvortrag sowie zur Podiumsdiskussion ist frei.

Die Oratorienkonzerte der Hamelner Kantorei werden finanziell gefördert durch den Förderverein der Hamelner Kantorei, die Stadt Hameln, die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, die Calenberg-Grubenhagensche Landschaft sowie den Landschaftsverband Hameln-Pyrmont und das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur.

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