Der Preisträger in der Kategorie Initiativpreis

Asambura-Ensemble – Verein für musikalisch-interkulturellen Austausch e.V.

Asambura Ensemble - Verein für musikalisch-interkulturellen Austausch e.V. (Foto: Ghazaleh Ghazanfari)

„Missa Melasurej“

Das Asambura Ensemble versteht sich als „künstlerischer Aufruf“ zu kulturellen und interreligiösen Dialogen mit entsprechenden künstlerischen Partnerinnen und Partnern. Die Werke des Ensemblegründers und Komponisten Maximilian Guth bringen europäische Instrumente und Traditionen mit denen anderer Kulturräume zum Klingen. Fester Bestandteil sind Vermittlungsprojekte mit Schulklassen oder Chören, die bei den Aufführungen mitwirken.

Die „Missa Melasuraj“ haben Maximilian Guth, Justus Czaske (beide Deutschland), Ehsan Ebrahimi (Iran) und Abdulrahim Aljouja (Syrien) konzipiert und komponiert. Das Werk baut auf der berühmten „Missa Papae Marcelli“ von Palestrina aus dem Jahr 1592 auf. Diese Messe stellte Bezüge zwischen westlichem Christentum, östlich-orthodoxem Christentum und dem Judentum her. Insofern war sie schon selbst interkulturell angelegt. Nun führen der iranische Komponist Ebrahimi und der deutsche Komponist Guth dies kompositorisch weiter. Sie konfrontieren Palestrinas Musik mit der Imitation und Verarbeitung von musikalischen Traditionen aus dem Islam und Judentum. Die Uraufführung fand 2019 in der St. Jakobi-Kirche in Peine statt. Es folgten Aufführungen in Hannover, Mannheim und anderen Städten. Weitere Aufführungen mussten Corona bedingt abgesagt werden.

Die Jury:

Die Jury überzeugte das herausragende künstlerische Niveau dieser spannungsreichen Komposition und die theologische Reflexion des Projektes. Schon der Titel macht neugierig, irritiert und stellt auf den Kopf. „Jerusalem“ wird gespiegelt zu „Melasurej“. Die Stadt, die über Jahrhunderte immer wieder für das Zusammenleben von Menschen aus drei Weltreligionen steht, geprägt etwa durch herausragende Synagogen, Kirchen und Moscheen. Aber auch die Stadt menschenverachtender, politisch und religiös motivierter bzw. konnotierter Konflikte zwischen Vertreter/innen aus Judentum, Christentum und Islam. „Missa Melasurej“ – hier wird diese Stadt nun zur Projektionsfläche einer Sehnsucht nach Frieden, der gespeist wird aus den jeweiligen Traditionen der Religionen.

Der Mut, auf der Basis eines kirchenmusikalischen Großwerkes solch ein neues Werk zu kreieren, verdient höchsten Respekt. Das Ergebnis ist brillant. Musikalisch und theologisch feinsinnig, subtil, ohne Plakativität und ohne Kitsch. So entstehen beispielsweise Klangteppiche und Collagen rund um Gebetspassagen und lassen innehalten. Dynamisch lotet das künstlerische Kollektiv – gerade auch mit Jugendlichen – Grenzen aus, setzt sich ganz konkret mit „Fremdheit“ und „Nähe“ auseinander, ohne Differenzen zu verwischen, und weckt Neugier auf neue Erfahrungen. Das Asambura-Ensemble setzt mit „Missa Melasurej“ eine beispielhafte Wegmarke für die respektvolle Begegnung unterschiedlicher Kulturen und Religionen. Dem Ensemble gebührt vollumfänglich der Hanns-Lilje-Stiftungspreis im Themenfeld „die bildende Kraft von Kunst und Kultur.“