Bischof Lilje

Nach ihm ist die Hanns-Lilje-Stiftung benannt.

Bischof Hanns Lilje (Foto: Landeskirchliches Archiv)

Bischof Hanns Lilje (Johannes Ernst Richard Lilje)

  • geb. 20.08.1899 in Hannover, gest. 06.01.1977 in Hannover
  • Besuch des Reformgymnasiums Leibnizschule in Hannover, „Notabitur“ 1917
  • nach dem Kriegsdienst Theologiestudium in Göttingen und Leipzig (ebenso Kunstgeschichte)
  • 1924: Ordination, anschließend Jugendpastor in Hannover
  • 1926: Studentenpfarrer an der Technischen Hochschule Hannover
  • 1927 – 1935: Generalsekretär der „Deutschen Christlichen Studentenvereinigung“ in Berlin
  • 1932 bis 1935: Vizepräsident der „World Student Federation“
  • 1932: Promotion mit einer Dissertation über Luthers Geschichtsanschauung in Zürich

Die Zeit nach 1933

Die Übernahme der Regierung durch die Nationalsozialisten begrüßte Lilje zunächst, doch ernüchterte ihn die kirchenpolitische Entwicklung. Auf Seiten der kirchlichen Opposition gegen das deutsch-christliche Kirchenregiment und völkisch-religiöse Bewegungen engagierte er sich schon bald.

  • Mai 1933: Maßgebliche Beteiligung an der Gründung der „Jungreformatorischen Bewegung“ in Berlin
  • Bis 1936: Herausgeber der „Jungen Kirche“ als zentrales Publikationsorgan der Bekennenden Kirche

Lilje bemühte sich um die Rückgewinnung geordneter Strukturen innerhalb der evangelischen Kirche.

  • 1936: Übernahme eines Amtes im Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands („Lutherrat“); Unterstützung der „Kirchenführerkonferenz“ und Engagement im „Kirchlichen Einigungswerk“.
  • 1935 – 1945: Generalsekretär des Lutherischen Weltkonvents. Lilje trug dazu bei, dass der Kontakt der deutschen evangelischen Kirche zur Weltkirche unter der nationalsozialistischen Isolationspolitik nicht abriss.
  • 1944: Verhaftung durch die Gestapo, wegen seelsorgerlicher Kontakte zu Beteiligten des Attentats vom 20. Juli und Verurteilung zu vier Jahren Gefängnis in Nürnberg. Die Haftzeit hat er in seinem Buch „Im finstern Tal“ (1947) beschrieben.
  • Mai 1945: Befreiung durch amerikanische Truppen.

Nach Kriegsende setzt Lilje seine Karriere fort.

  • August 1945: Oberlandeskirchenrat der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
  • 1947 – 1971: Landesbischof
  • 1950 bis zu seinem Tod 1977: Abt von Loccum als Johannes XI.
  • August 1945: Berufung in den vorläufigen Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD); Mitunterzeichner der Stuttgarter Schulderklärung
  • 1949 – 1967: stellvertretender Ratsvorsitzender der EKD
  • 1955 – 1969: Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands
  • 1946 – 1957:  Präsident des Centralausschusses der Inneren Mission

Der sprachbegabte und zu einer vermittelnden Sachlichkeit befähigte Lilje prägte auch den institutionellen Aufbau der Ökumene maßgeblich mit.

  • 1947 – 1970: Mitglied des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltbundes
  • 1952 – 1957: Präsident des Lutherischen Weltbundes
  • seit 1948 Mitglied des Zentralkomitees im Weltrat der Kirchen, seit 1961 des Exekutivkomitees
  • 1968 – 1975: einer der Präsidenten des Ökumenischen Rats der Kirchen

Bei aller Traditionsverbundenheit konnte Lilje dem Auftreten der Kirche in der Öffentlichkeit in den Nachkriegsjahrzehnten neue Impulse vermitteln. Neben einer regen kirchlich-publizistischen Tätigkeit – Gründung der Zeitung „(Deutsche Allgemeine) Sonntagsblatt“ 1948 – setzte er in den fünfziger Jahren in Loccum Maßstäbe für die evangelische Akademiearbeit.

Lilje förderte entschieden den Deutschen Evangelischen Kirchentag. Zu den Reformvorstellungen, wie sie über eine revoltierende junge Generation nach 1968 auch die evangelische Kirche erreichten, fand Lilje keinen wirklichen Zugang mehr.

Lilje war eine der wirkungsvollsten Persönlichkeiten des deutschen Protestantismus in diesem Jahrhundert, dem weltweite Anerkennung zuteil wurde. Neben elf Ehrendoktorwürden von Hochschulen in aller Welt erhielt er zahlreiche andere Würdigungen, darunter das Großkreuz des Bundesverdienstordens.

Werke von Lilje: (in Auswahl)

  • Das technische Zeitalter. Versuch einer biblischen Deutung, Berlin 1928/1932.
  • Im finstern Tal. Rechenschaft einer Haft, Nürnberg 1947, Neuauflage: Hannover 1999.
  • Atheismus, Humanismus, Christentum. Der Kampf um das Menschenbild unserer Zeit, Hamburg 1962.
  • Martin Luther. Eine Bildmonographie, Hamburg 1964.
  • Memorabilia. Schwerpunkte eines Lebens, Stein/Nürnberg 1973.

Im Auftrag der Hanns-Lilje-Stiftung edierte Bücher zu Hanns Lilje:

  • Hanns Lilje - Ein frommer Weltbürger. Biografie, Ralph Ludwig. Wichern-Verlag, Berlin 2016.
  • Im finstern Tal. Rechenschaft einer Haft, Nürnberg 1947, Neuauflage: Lutherisches Verlagshaus, Hannover 2016.

Video anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Einführung von Landesbischof Hanns Lilje